Die Sache scheint auf der Hand zu liegen. Da blinkt ein Weihnachtsbaum dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz, ein Passant erkennt es als das Morsezeichen SOS und ruft die Polizei. Save Our Soules bedeutet dieser alte Seemännernotruf. Rette unsere Seelen.
Soweit, so auf der Hand. Der Baum morste zum Hilfe, weil er sich untergehen fühlte im Geblinke dieser unseeligen Weihnachtszeit. Doch die Polizei hat den Notruf nicht geblickt und den Passanten mit der Begründung abgewimmelt, das sei nur ein ganz normaler Weihnachtsbaum und deshalb auf Blinken programmiert.
Und schon stecken wir mitten im Dickicht. Was wollten die Beamten vertuschen? Ihr Nichtwissen? Ahnten sie was? Womöglich handelte es sich um einen V-Tannenbaum, den man zur Tarnung einfach von der Spitze auf die Füße gestellt hatte. Und vielleicht war das auf SOS programmierte Nadelgewächs auch Teil des Hackerangriffs, den die Bundesregierung zeitgleich auf sich selbst simulierte, um herauszufinden, wie leicht computerabhängige Kinder oder Wahnsinnige an ihre Geheimakten gelangen können. Womöglich noch an die über V-Leute.
Nein, an Dingen, die ganz augenscheinlich auf der Hand liegen, sollte man sich lieber nicht die Finger verbrennen, fanden die Polizisten. Und fast wäre es ihnen ja auch gelungen, die Seelensuche des Tannebaums unter den Teppich zu kehren. Doch liegt in diesen Tagen ein besonderes Augenmerk auf dieser Stadt, in der unser Bäumchen blinkte - Schwäbisch Gmünd nämlich. Ganz genau! Eben die Stadt, die ab 2. Dezember über ein Bud-Spencer-Freibad verfügt.
Eigentlich allerdings sollte Bud Spencer gar kein Schwimmbad taufen, sondern einen neuen Tunnel, weil er hier in dern 1950ern mal einen Schwimmwettkampf gewonnen hatte, als er noch Carlo Pedersoli hieß und Italiener war. Engagierte Jungs ließen extra T-Shirts drucken, um für Tunnelpate Spencer zu werben, weil sie wohl jedes Mal beim Durchqueren an die knallenden Faustschläge ihre Kindheitsidols erinnert werden wollten. Das war den Stadt jedoch offenbar zu gefährlich im Straßenverkehr, offiziell zog sie einen regionalen Namen vor, und nun heißt der Bud-Spencer-Tunnel halt Gmünder Einhorntunnel.
Doch Bud Spencer sollte trotzdem wiederkommen, deshalb fiel den Stadtvätern auf den letzten Drücker noch das Gmüder Freibad ein. Bei dem Namen gab es nicht viel zu verlieren, also ist Pedersoli am 2. Dezember in der Stadt, von der Pressekonferenz morgens um 10 über die Freibadumbenennung um 11.30 und die Signierstunde um 17 Uhr bis zum Podiumsgespräch um 18 Uhr im Kongresszentrum, Eintritt 7,50.
Das erklärt einiges. Warum Weihnachtsbäume um ihre Seelen betteln. Warum die Staatsgewalt schon im Vorfeld krampfhaft versucht, Gesetz und Ordnung aufrechtzuerhalten. Warum der November sich so eigenartig gebährdete und versuchte, die Freibadsaison bis in den Advent zu verlängern. Denn wenn Bud Spencer kapiert, dass er da kurz vor dem Zweiten Advent tatsächlich ein Freibad segnen soll, wird er natürlich Kleinholz machen aus Schwäbisch Gmünd.