Das wäre die Chance gewesen für den Präsidenten der Vereinigten Staaten, seine Macht ins Unendliche auszudehnen. Er hätte einfach nur «Yes, we do» sagen müssen und sich damit quasi zum Präsident über außerirdisches Leben aufgeschwungen.
Dass es bisher noch keine Kontaktaufnahme gab zu den Aliens, dass es auch an eindeutigen Beweisen für ihre Existenz fehlt – an sowas ist das Volk doch längst aus dem Politalltag gewöhnt. Bester Beleg ist der tägliche Wirtschaftswahnsinn. Die Erklärung, wie das weltweite Finanzsystem wirklich funktioniert, steht nach wie vor aus, zumindest für 99 Prozent der Bürger. Welche Milliardenbeträge fiktiv sind und welche real, das blickt längst kein Mensch mehr. Dennoch zweifelt niemand daran, dass sie unser Leben bestimmen.
Jene 17.000 Amerikaner, die nun per Petition das Weiße Haus aufgefordert haben, die Präsenz von Außerirdischen auf der Erde zu bestätigen, haben dem Präsidenten der Vereinigten Staaten quasi eine Steilvorlage gegeben. Eine einmalige Gelegenheit, vom irdischen Mumpitz zu abstrahieren und sich an Höherem zu profilieren, während die Republikaner auf der Suche nach einem Gegenkandidaten im Schlamm wühlen.
Doch dieser Barack Obama ist einfach zu integer. Anstatt sich selbst im grünlichen Strahlen zu sonnen, ließ er schlicht seinen wissenschaftlichen Berater Phil Larson sprechen, und der tat das dringliche Anliegen Tausender auf trockene Weise ab. «Die US-Regierung hat keinen Beweis dafür, dass Leben außerhalb unseres Planeten existiert oder dass eine außerirdische Lebensform ein Mitglied der Menschheit kontaktiert hat», stellt Larson fest.
«Die Leute können mit der Wahrheit umgehen»
Aber er schloss auch nichts aus: Das bedeute ja nicht, dass außerirdisches Leben nicht diskutiert und erforscht werde. Dass nicht eine Heerschar von Regierungsbehörden damit beschäftigt sei, herauszufinden, ob Leben außerhalb der Erde existiere. Dass dessen Existenz nicht sogar wahrscheinlich sei. Nur einen Kontakt hält das Weiße Haus laut Phil Larson eben nicht für realistisch: «Die Chancen, mit irgendeinem von ihnen in Kontakt zu treten – vor allem mit intelligentem Leben – sind extrem gering, wenn man die enormen Entfernungen bedenkt.»
Kein Beweis sei der Öffentlichkeit verborgen worden, betonte Phil Larson, denn genau das hatte die Petition unterstellt: 80 Prozent der Amerikaner seien überzeugt, dass die Regierung nicht alles verrate, was sie wisse. «Die Leute haben ein Recht, es zu erfahren. Sie können mit der Wahrheit umgehen», hieß es da.
Ob sie wirklich mit der Wahrheit leben können, wird sich nun zeigen. Es ist ein steiniger Weg, den Präsident Obama gewählt hat. Wie will er nun das Vertrauen eines Volkes gewinnen, das er in einer derart tiefgehenden Angelegenheit so schnöde enttäuscht hat?
Es wäre so viel einfacher, die Leute glauben zu lassen, wovon 80 Prozent angeblich ohnehin überzeugt sind: «Präsident Obama bestätigt: Er steht in Kontakt mit Außerirdischen.» Die Republikaner Herman Cain, Mitt Romney und Rick Perry müssten sich dann nur noch um lächerliche 20 Prozent prügeln.
Dieser Text ist bei news.de erschienen.