Ein Job. Eine richtige Arbeit, eigenes Geld verdienen, nicht mehr von Mama und Papa abhängig sein oder endlich das blöde Kellnerportemonnaie entsorgen. Wie ein Lottogewinn erscheint diese Vision vielen Uni-Abgängern.
Bis zur Zwischenprüfung haben sie sich und ihr Studentendasein gefeiert, Teller erst abgewaschen, wenn kein sauberer mehr da war, und jeder Freitag- oder Samstagabend, der zuhause verbracht wurde, war ein verlorener Abend.
Nur Mitleid war da für die Freunde, die sich für eine Ausbildung entschieden hatten. Im Kostümchen in die Bank oder jeden Tag um acht in der Werkstatt stehen, dazu noch Berufsschule - puh, eine andere Welt, zum Glück nicht unsere. Denken viele Studenten vor der Zwischenprüfung.
Wenn allerdings der Abschluss naht, werden sie nervös. Vier bis zehn Jahre sind vergangen, und jetzt sind sie bald Kommunikations- und Medienwissenschaftler. Soziologen. Germanisten. 78 Prozent der Geisteswissenschaftler finden nach dem Abschluss nicht gleich einen regulären Job, rund die Hälfte ist auch nach einem Jahr noch nicht ins Arbeitsleben eingesteigen. Und selbst nach fünf Jahren sind 30 Prozent weiterhin ohne feste Arbeit, hat eine Studie des IS-Instituts für Hochschulforschung ergeben.
Und mit denen, die einen dieser heiß umflirteten Arbeitsplätze in der Werbebranche ergattert haben, geht es auch schnell abwärts. Vom vielen auf dem Bürostuhl sitzen, wird der Hintern immer breiter und die Augen werden immer schlechter. Kohle und knappe Freizeit gehen fürs Fitnessstudio drauf.
Da ist es doch eine wundervolle Nachricht, dass das Handwerk boomt! Werkeln, schnitzen, schneiden hämmern, nähen, reparieren, malern - und dabei den Geist schweifen lassen, anstatt ihn auf digitale Zeichen einzudampfen. Das Handwerk ist die wahre Geisteswissenschaft - jetzt müssen das nur noch die angehenden Studenten merken - spätestens bis zur Zwischenprüfung.
Dieser Text ist bei news.de erschienen.